$\pi$ als Grenzwert der Exhaustion eines Kreises

Aufrufe: 145     Aktiv: 22.12.2024 um 13:37

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Hallo zusammen,

für einen Vortrag über die Geschichte der Mathematik habe ich mich etwas genauer mit dem griechischen Mathematiker Antiphon auseinandergesetzt, der versuchte, die Kreiszahl $\pi$ über die Ausschöpfung eines Kreises herzuleiten.

Als grobe Beschreibung: Er nahm sich ein Quadrat und verdoppelte itterativ die Kantenzahlen, sodass er den Kreis auszufüllen glaubte (siehe Bilder). Weil den Griechen damals das Konzept der Unendlichkeit noch nicht so geläufig war, scheiterte dieser Ansatz im wesentlichen daran, dass Antiphon nur endlich viele dieser Itterationen hätte durchführen können.

Jetzt würde ich gerne mit moderner Analysis zeigen, dass man den Grenzwert einer allgemeinen Flächenformel für jedes reguläres n-Eck berechnen kann, woraus $\pi$ abzuleiten sein sollte. Online habe ich einige Formeln zur Flächenberechnung eines n-Ecks gefunden, allerdings haben diese trigonometrische Funktionen beinhaltet (https://tituspintus.de/Texte/Flaeche_regelmaessiges_n-eck.html https://www.mathmaster.de/formeln-vieleck.html ...). Da ich nun aber einen Grenzwert bestimmen möchte, sind die trigonometrischen Funktionen allerdings problematisch.

Als nächstes habe ich versucht, die damaligen Konstruktionsschritte abzuarbeiten, also eine rekursive Flächenberechnung anzustreben. Für eine gegebene Kantenlänge des Quadrats a und daraus ergebenden Radius $r=\frac{\sqrt(2) \cdot a}{2}$ gilt dann:

$A_4=a^2$

$A_8=a^2+4 \cdot \frac{1}{2} \cdot a \cdot (r-\frac{a}{2})$

$A_{16}=a^2+4 \cdot \frac{1}{2} \cdot a \cdot (r-\frac{a}{2}) + ...$

Ab dem 16 Eck wird es auch schon mit der Verallgemeinerbarkeit schwierig, weil ich dann ja auch noch die Kantenlängen der vorhergehenden Dreiecke benötige für die ich mal den Sinus und mal den Cosinus brauche.

 

Meine Frage an die Runde: Ist jemanden eine Reihe bekannt, welche dieses itterative Vorgehen darstellt? Kennt jemand einen Ansatz der Exhaustionsmethode für den ein Grenzwert bestimmt werden kann?

Liebe Grüße

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Wenn ich recht sehe, landest Du bei den üblichen Flächeninhaltsformeln beim Problem, Grad in Bogenmaß umzurechnen. Dazu braucht man aber den Kreisumfang mit pi, was Du ja vermeiden willst?!
Dann ist mir erstmal auch nichts passendes bekannt.
  ─   mikn 20.12.2024 um 14:10
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Eine solche Formel kann man sich mit dem Pythagoras herleiten. Wenn \(k_n\) die Kantenlänge des regelmägigen n-Ecks mit Außenradius 1 ist, und \(r_n\) der Innenradius, dann besteht das n-Eck aus n Dreiecken, die jeweils die Fläge \(k_n r_n/2 \) haben. Als Flächeninhalt des n-Ecks ergibt sich somit \(A_n = n k_n r_n/2\).

\(r_n\) ergibt sich aus \(k_n\) aus dem Pythagoras: Es ist \(1=r_n^2+(k_n/2)\), also \(r_n=\sqrt{1-k_n^2/4}\).
Ferner ist - ebenfall dank des Pythagoras - \(k_{2n}^2 = (k_n/2)^2 + (1-r_n)^2\), also  \(k_{2n} = \sqrt{k_n^2/4 + (1-r_n)^2}\).

Man kann nun die Rekursion mit \(n=6\) und \(k_n=1\) starten. Das ergibt für \(n=6 \cdot 2^{28}\) die Näherung \(\pi=3,\!141592653589794\).

Alternativ kann man mit \(n=4\) und \(k_n=1/\sqrt{2}\) oder sogar mit \(n=2\) und \(k_n=1\) starten.
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Vielen Dank erstmal für diese ausführliche Antwort Simon.
An dieser Stelle würde mich noch interessieren, ob du die Formel zur Berechnung des Flächeninhalts eines $6 \cdot 2^{28}$ Ecks als Reihe/Folge dargestellt hast? Iterativ diese Schritte durchzuführen finde ich ja schon für das 16Eck ausgesprochen kompliziert, du scheinst da aber eine entsprechende Verallgemeinerung der Rekursion gefunden zu haben. Könntest du dies ggf. auf Basis eines Vierecks im Einheitskreis verdeutlichen?
Weiter würde mich interessieren, ob du eine zitierfähige Quelle kennst, in welchem ein solcher Ansatz beschrieben wird, oder ob dieser Ansatz deinen eigenen Gedanken entsprungen ist.
  ─   ulrichbeck 22.12.2024 um 09:26

Die Berechnung des \(6\cdot 2^{28}\)-Ecks habe ich iterativ durchgeführt - mit einem selbstgeschriebenen Computerprogramm.

Dieses verwendete die o.g. Rekursionsformel
\(k_{2n} = \sqrt{k_n^2/4+(1-r_n)^2}\), wobei \(r_n = \sqrt{1-k^2_n/4}\).
mit welcher man von \(k_n\) auf \(k_{2n}\) kommt.
All das ist auf meinem "eigenem Mist" gewachsen.

Statt Computerprogramm zu schreiben kann man auch Excel nehmen.

Die Berechnung von \(A_{16}\) sieht so aus:
\(k_4 = 1/\sqrt{2}\), \(r_4 = \sqrt{1-k_4^2/4} = \sqrt{7/8}\)
\(k_8 = \sqrt{k_4^2+(1-r_4)^2} = \sqrt{1/2+(1-\sqrt{7/8})^2} \), \(r_8 = \sqrt{1-k_8^2/4} \). Könnte man weiter ausrechnen, führt aber nur zu wuchtigen Formeln.
\(k_{16} = \sqrt{k_8^2+(1-r_8)^2} \), \(r_{16} = \sqrt{1-k_{16}^2/4} \). Könnte man weiter ausrechnen, führt aber nur zu wuchtigen Formeln.
\(A_{16} = 8 k_{16} r_{16} \).
  ─   m.simon.539 22.12.2024 um 13:28

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